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Gut ausgebildet in die Zukunft

Lernen für das Leben während Therapie, Reha und Nachsorge

Heilstättenschule Leuwaldhof © Simonis

Schulische und berufliche Ausbildung sind Teil jeder Biografie. Und sie bleiben es, auch wenn man im Kindes- oder Jugendalter an Krebs erkrankt. Je nach Persönlichkeit, Krebserkrankung und Spätfolgen sowie individuellen Umständen benötigen Betroffene oftmals Unterstützung und Betreuung. Der „Lernblitz“, die Heilstättenschule im „Leuwaldhof“ und das von der Österreichischen Kinderkrebshilfe finanzierte Projekt „Jugend & Zukunft“ („JuZu“) bieten dies auf hervorragende Art und Weise.

Alle Kliniken und Rehabilitationszentren für Kinder und Jugendliche in Österreich verfügen über eine Heilstättenschule – der Unterricht soll schließlich auch während einer längerfristigen Erkrankung so gut wie möglich aufrecht erhalten bleiben.

„Die Normalität des Schullebens hilft den Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung ihrer Erkrankung, denn der Schulalltag ist etwas Vertrautes und Verlässliches, er gibt Halt und Orientierung“, berichtet das pädagogische Team der Heilstättenschule im Leuwaldhof.

Viele positive Beispiele zeigen, dass dadurch der Wiedereinstieg in die Klasse nach längerer Abwesenheit unglaublich erleichtert wird, und somit die Angst, eine Schulstufe aufgrund einer Krebserkrankung wiederholen zu müssen, meist unnötig ist. „Die Kinder“, erzählt Lernblitz-Projektleiterin Sybille Zettl von der Kinderkrebshilfe WIEN-NÖ-BGLD, „wollen unbedingt zurück in ihre Herkunftsklasse. Sie sind alle sehr motiviert.“

Aber was kommt nach dem Schulabschluss? „33 Prozent der Survivors finden keinen Platz in der Arbeitswelt und haben ein 1,5-fach erhöhtes Risiko, arbeitslos zu bleiben“, fasst Christine Fürschuß die derzeitige Situation zusammen. Sie ist Klinische und Gesundheitspsychologin an der pädiatrischen Onkologie der Grazer Universitätsklinik und setzt sich – gemeinsam mit der Kinder-Krebs-Hilfe und vielen anderen KollegInnen, die im Bereich der Kinderonkologie arbeiten – seit Jahren für eine adäquate Nachsorge für Survivors ein.

© Jolande Peck-Himmel

„Diese Gruppe von jungen, ehemals an Krebs erkrankten Menschen stellt uns in der Nachsorge, in der wir neben dem Überleben höchstmögliche Lebensqualität für die Betroffenen zum Ziel haben, vor neue Herausforderungen. Zu einem gelungenen, erfüllten Leben gehört unter anderem auch berufliche Integration. Arbeit sichert die Existenz und ist ein wichtiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit“, so Fürschuß.

Früher waren viele der herkömmlichen Berufsfindungs- und Reintegrationsmaßnahmen für ehemals krebskranke Jugendliche und junge Erwachsene nicht ausreichend. Und so hat Martin Röhsner, Gründer und Geschäftsführer von „die Berater“, im Auftrag der Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe ein Konzept erstellt, um schwer vermittelbaren bzw. integrierbaren Survivors am Arbeitsmarkt zu helfen.

Stefan Kremser, Leiter der Sozialabteilung von „die Berater“ und Projektleiter von „Jugend & Zukunft“, kurz JuZu genannt, erinnert sich: „Wir haben ein Konzeptgerüst erarbeitet, aber die Türen sozusagen offengelassen, weil uns klar war, dass individuelle psychische, physische und soziale Komponenten Berücksichtigung finden müssen. Es war gar nicht so einfach.“

Dann war es nur mehr ein kleiner Schritt, bis der erste Teilnehmer von „Jugend & Zukunft“, Thorsten Krenn aus der Steiermark, mit seiner Trainerin Andrea Sommer zu arbeiten begann.

„Danach ging es Schlag auf Schlag, und die nächsten Interessierten konnten starten. Zwischen 2012 und 2019 haben österreichweit insgesamt 158 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Projekt begonnen, davon haben 65 bereits eine Arbeit aufgenommen, 42 konnten in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen untergebracht werden“, freut sich Projektleiter Stefan Kremser.

„Die bisherigen Erfahrungen mit dem laufenden Projekt zeigen eindrucksvoll die unglaublichen Möglichkeiten dieses Modells und sind sehr motivierend. Die jungen Menschen haben enorm profitiert und erstaunliche Fortschritte gemacht. „Jugend und Zukunft“ gibt unseren Patientinnen und Patienten Hoffnung und Zuversicht. Damit haben wir nicht nur unsere fachliche, sondern auch unsere gesellschaftliche Verantwortung für die Jugendlichen übernommen“, zeigt sich Christine Fürschuß zufrieden.

„Jugend & Zukunft ist ein Herzensprojekt von uns, und es ist für uns inhaltlich sehr bedeutsam. Bei unseren Meetings oder Firmenfeiern müssen die involvierten Trainerinnen und Trainer immer von ihren Erfahrungen berichten, und alle staunen über die Erfolge der jungen Menschen“, erzählt Martin Röhsner. „Die Vermittlungsquote ist sehr hoch, das sind beeindruckende Erfolge, aber manche Dinge lassen sich nicht in Zahlen ausdrücken. Es ist schön, mit anzusehen, wie die Jugendlichen beginnen, auf eigenen Beinen zu stehen und ihr Leben meistern.“

Dieser Text ist in der Ausgabe SONNE 03/2019 erschienen.