Ein Lichtstrahl im Kampf gegen den Krebs: Protonentherapie

Warum Kinder aus Österreich zur Krebsbehandlung nach Essen (D) reisen

Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, gerät die Welt aus den Fugen. Plötzlich dreht sich alles um Diagnosen, Behandlungspläne, Nebenwirkungen – und um die Hoffnung auf Heilung. Für viele Familien beginnt ein langer Weg voller Sorgen, Kraftakte und Entscheidungen. Eine dieser Entscheidungen betrifft oft die Wahl der passenden Therapieform. Und dabei spielt eine vergleichsweise neue, aber vielversprechende Methode eine immer größere Rolle: die Protonentherapie.

Was ist die Protonentherapie?

Im Gegensatz zur herkömmlichen Strahlentherapie mit Röntgenstrahlen setzt die Protonentherapie hochpräzise Protonenstrahlen ein. Der große Vorteil: Protonen geben den größten Teil ihrer Energie direkt im Tumor ab – das umliegende, gesunde Gewebe wird dabei weitgehend geschont. Gerade bei Kindern, deren Körper sich noch im Wachstum befindet, ist das ein entscheidender Vorteil: Es können Spätfolgen und Folgeschäden reduziert werden.

Die Protonentherapie eignet sich besonders für Tumoren, die in sensiblen Körperregionen liegen, wie etwa im Gehirn, an der Wirbelsäule oder in der Nähe wichtiger Organe. Besonders bei Krebserkrankungen im sehr jungen Kindesalter, bei denen die Langzeitfolgen eine sehr große Rolle spielen, wird diese Therapie immer häufiger empfohlen.

Warum benötigen Kinder besondere Therapien?

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Ihre Körper befinden sich im Wachstum, ihre Organe und ihr Nervensystem sind empfindlich. Was bei Erwachsenen vielleicht gut verträglich ist, kann bei Kindern langfristige Schäden hinterlassen – gerade dann, wenn eine Strahlentherapie notwendig ist. Die herkömmliche Bestrahlung mit Röntgenstrahlen kann auch gesundes Gewebe treffen und dort zu Spätfolgen führen. Die herkömmliche Strahlentherapie ist trotzdem auch weiterhin essentiell für das Behandlung krebskranker Kinder und Jugendlicher, aber trotzdem ist es gut, dass es auch eine Alternative für einige Fälle gibt.

Warum viele betroffene Familien aus Österreich nach Essen reisen?

Ein Zentrum, das europaweit Maßstäbe in der Protonentherapie setzt, ist das Westdeutsche Protonentherapiezentrum Essen (WPE). Hier werden seit 2013 auch Kinder behandelt – mit großem Erfolg und mit viel Erfahrung. Das WPE ist eines der wenigen Zentren, das speziell auf die Bedürfnisse junger Patient:innen ausgerichtet ist. Kinder unter fünf Jahren können hier sogar in leichter Sedierung behandelt werden, ohne Vollnarkose.

Für viele Familien aus Österreich ist das WPE ein Ort der Hoffnung. Denn obwohl es in Österreich mittlerweile ein eigenes Zentrum für Protonentherapie gibt – MedAustron in Wiener Neustadt –, ist die Kapazität begrenzt, und nicht alle Formen der Kinderkrebstherapie können dort abgedeckt werden. Viele Eltern erhalten deshalb die Empfehlung, ihr Kind in Essen behandeln zu lassen.

Die Entscheidung, das eigene Kind im Ausland behandeln zu lassen, ist nie einfach. Es bedeutet, das gewohnte Umfeld zu verlassen, oft für mehrere Wochen oder Monate. Es bedeutet, mit einem kranken Kind eine neue Stadt, ein neues Krankenhaus, neue Menschen kennenzulernen – in einer ohnehin extrem belastenden Situation. Und doch berichten viele Familien im Nachhinein von großer Dankbarkeit: für die professionelle und liebevolle Betreuung, für die hochmoderne Therapie – und für die Chance auf ein gesundes Leben.

©Symbolbild (KI), Adobe Stock

Für eine Zukunft mit weniger Spätfolgen

Die Protonentherapie ist ein leiser, gezielter Angriff auf den Krebs. Kein Allheilmittel – aber ein starkes Werkzeug im Kampf gegen Tumoren bei Kindern. Sie verlangt hochmoderne Technik, spezialisierte Teams und individuelle Planung – und sie eröffnet neue Wege.

Für betroffene Familien ist es wichtig zu wissen: Es gibt diese Option. Es gibt Orte wie das WPE Essen, die bereitstehen, wenn eine herkömmliche Therapie nicht ausreicht. Und es gibt Unterstützung – durch ärztliche Netzwerke, durch Organisationen wie die unsere, und durch die vielen Menschen, die sich solidarisch zeigen.

Denn jedes Kind verdient nicht nur eine Chance auf Heilung – sondern auch eine Chance auf ein gutes Leben danach.

Das Westdeutsche Protonentherapiezentrum hat auch einen interessanten Podcast veröffentlicht: PrO-Ton gibt einen Einblick in die Behandlung, erzählt Patient:innengeschichten und macht Mut. Jetzt gleich reinhören!